aus: Hans Prutz: Kapitel 5.
Wandelungen des kirchlichen Lebens; In: Kulturgeschichte
der Kreuzzüge; Georg Olms Verlagsbuchhandlung, Hildesheim,
1964.
einige speziell gekennzeichnete Ergänzungen:
-- aus: Haarmann:
Geschichte der arabischen Welt; C.H.Beck-Verlag, München
1987
-- aus dtv
Taschenbuchlexikon 1990.
Kommentar
Aus der Zusammenstellung geht hervor, wie
speziell der Tempelherrenorden (kurz THO) zwischen
Frankreich, Zypern und den Kreuzfahrerstaaten eine eigene
Macht darstellte, wie dieser mit anderen "Ritterorden" von
den Päpsten protegiert und gleichzeitig aber gegen die
Kirche gerichtet war.
Erst nach dem Fall von Akkon 1291 wird Anfangs des 14. Jh.
die Führung des THO vernichtet und in Prozessen die
genauen Umstände im THO aufgeklärt.
Die Pogrome während der Kreuzzüge an Juden sind bei Prutz
und Haarmann nicht erwähnt...
Michael Palomino, November 2003 / April 2005
KREUZZÜGE=satanistisches Spielchen
Jesus+Moses+Mohammed sind erfunden - UND die sollen alle
im "heiligen Land" gewirkt haben - und seither streiten
sich die 3 Fantasie-Religionen um dieses Land. Und die
Satanisten LACHEN!!!
Link: Der Fantasie-Jesus mit den Codes 3,12,13,33: Link:
Der Fantasie-Jesus und seine Codes
Link: Der Fantasie-Mohammed - den Namen gibt es erst ab
ca. 850: Link:
Buch von Pressburg: Good bye Mohammed-Index
Link: Der Fantasie-Moses: Die Archäologie kann ihn nicht
finden!:
Link: Fantasie-Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten
Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen
Michael Palomino, 4.5.2019
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Chronologie
ab 1096
Palästina-"Kreuzzüge": Versklavung der Muslime
(S.267)
-- den Hauptteil der Kreuzzüge trägt die französische
Ritterschaft
-- auch die meisten Lasten der Kreuzzüge trägt die
französische Ritterschaft (S.269).
Die ankommenden
"Christen" sind den muslimischen
Philosophen unterlegen
Die muslimischen Repräsentanten sind philosophisch mit
aller Dialektik sehr gut geschult. Die "christlichen"
Repräsentanten aus Europa sind unterlegen, und die
"christliche Lehre" macht einen minderwertigen Eindruck.
Der Islam erweist sich als intelligent und die Bilder der
europäischen Kirche über den Islam erweisen sich als
falsch. Der Islam erweist sich ebenso tugendhaft, tapfer
und ritterlich, wie dies die "Christen" von sich glauben.
Der "christliche" Glauben der "Christen", die mit
Kreuzzügen in Palästina ankommen, wird massiv erschüttert
(S.267).
Bilanz:
-- der von den "Christen" versklavte Muslim / die
versklavte Muslimin steht in sittlicher Hinsicht über
dem Christen
-- man muss kein "Christ" sein, um ethisch
hochstehend zu leben
-- für Sittlichkeit sind religiöse Dogmen gleichgültig
-- religiöse Kriterien werden unwichtig
-- Muslime und "Christen" in der palästinensischen
Bevölkerung betonen die Gemeinsamkeiten (S.267).
->> der Widerspruch zum Papsttum ist vorprogrammiert
->> es breitet sich Indifferentismus und Toleranz
aus (S.267)
->> das "religiöse Fühlen und Denken" tritt in den
Hintergrund (S.267-268)
->> die Gefühle der "Christen" in Palästina drehen
sich z.T. radikal gegen die Kirche, die die Freiheit der
Lebensentfaltung und eine wahrhafte Gottesverehrung
blockiert.
ab 1100
Die Kreuzzüge schwächen die Papstkirche
Der vorgegebene
Vernichtungskampf und die Veruntreuung von Geldern
-- die Kreuzzüge sollten ein Vernichtungskampf sein
gegen "Ungläubige"
-- die päpstlichen Legaten erpressen die europäische
Bevölkerung in Europa zu immer neuen Geldspenden für die
Kreuzzüge
-- die Geldsummen werden Gerüchten zufolge z.T. auch
veruntreut (S.268).
Die heimkehrenden
Kreuzfahrer erregen Unmut
-- die heimkehrenden Kreuzfahrer erhalten in Europa
Privilegien, was Neid grosser Bevölkerungsteile erweckt
-- die heimkehrenden Kreuzfahrer benehmen sich in Europa
z.T. zügellos, was Anstoss grosser Bevölkerungsteile
erweckt
-- den heimkehrenden Kreuzfahrern ist der Kopf "verdreht",
sie empfinden kein Leiden des "Vaterlandes" mehr und tun
keine "guten Werke" mehr, weil sie ja Kreuzzüge
unternommen haben und nun das Kreuz "angeheftet" hätten
->> allgemein wächst in der europäischen Bevölkerung
der Neid und der Unmut über die Kirche (S.268).
Privilegien kann man
kaufen - oder Erpressung zu einer "Pilgerfahrt"
Reiche kaufen sich bei der Kirche Privilegien. Die
Ärmeren aber müssen eine Pilgerfahrt ins "Heilige Land"
absolvieren, um dieselben Privilegien zu erhalten (S.268).
Die
Provence-Bevölkerung schwärmt für die Kreuzzüge
-- in völliger Selbstlosigkeit und Hingabe (S.271)
-- der südfranzösische Adel ist "glaubenseifrig",
"heissblütig", "kriegslustig" (S.307).
ab 1100
Kreuzfahrerglaube in Palästina:
"Frommer Eifer" verleitet zum Begleitschutz für Pilger und Ordensgründungen
Ursprüngliche "christliche" Arbeit in
Palästina ist:
-- Arbeit für Arme und Kranke
-- Errichtung von Hospitälern des "Heiligen Johannes"
-- dies ist den "Eifrigen" aber nicht genug
-- gleichzeitig ist den "christlichen" Herrschern in
Palästina die Wallfahrt noch nicht sicher genug (S.274).
Gründung von
bewaffnetem Begleitschutz für Pilger: Ordensgründungen
Kreuzfahrer verpflichten sich zur bewaffneten
Eskortierung von WallfahrerInnen "gegen mohammedanische
und christliche Wegelagerer und gegen die Streifzüge der
benachbarten Ungläubigen."
->> Das Mönchtum und das Rittertum verschmelzen
durch die Aufgaben von Heilen und Begleitschutz in
Ordensgründungen (S.274).
Alle "Orden" haben das Zwitterwesen von Pflege und Tötung.
Die Doppelexistenz ist auf die Länge unmöglich. Je nach
Schwerpunkt ergeben sich Konflikte mit kirchlichen oder
staatlichen Autoritäten (S.276).
1118-1131
Königreich
Jerusalem: Blütezeit unter König Balduin II.
(DTV-Lex. Bd.2, S.78).
1119
Gründung des Tempelherrenordens
[kurz THO]
gegründet von 1119 von Hugo von
Payens aus der Champagne, zum
Schutz der JerusalempilgerInnen. Der Grossmeister hat
seinen Sitz in Jerusalem, später auf Zypern. Die Templer
tragen auf weissem Mantel ein achtspitziges rotes Kreuz,
ihr Ordensklerus weisse, dienende Brüder schwarze oder
braune Tracht (Templerorden; In: DTV-Lex, Bd. 18, S.132).
oder:
1123
Gründung des ersten "geistlichen Ritterordens" unter Hugo von Payens
-- insgesamt 8 Ritter
-- später wird Hugo von Payens Abt des Klosters S. Colombe zu Sens
[Mittelfrankreich].
Der Orden erfährt sofort die "Förderung" von geistlicher
und weltlicher Seite:
-- Beihilfe zu Kleidung und Unterhalt (S.274)
-- v.a. Leute aus dem südfranzösischen Adel werden
Mitglied beim THO (S.307).
Vorerst haben die Kleriker nur eine untergeordnete Rolle,
und nur wenige Kleriker schliessen sich dem Orden an
(S.278).
1120 ca.?
König Balduin II.
überlässt dem THO einen Teil seines Palastes - Aufstieg
der THO-Ritter
Der Palast von König Balduin wird wegen seiner Lage
auch der "Salomonische Tempel" genannt (S.274).
->> die Ritter des THO nennen sich "die armen Brüder
vom Tempel zu Jerusalem"
->> der Orden hat Zulauf von vornehmen und reichen
Leuten, z.B. Fulco von Anjou, der dem THO
jährlich 30 Mark Silber vermacht (S.275)
->> Bernhard von Clairvaux macht
Werbung für den Orden:
-- er meint, der Orden sei das göttliche "Instrument", den
Islam zu "vertilgen"
-- er hat wesentlichen Einfluss bei dem Abfassen der
Ordensregel (S.275).
1123
THO: Erste Satzung
für den Tempelherrenorden unter Hugo von Payens
(S.275)
Die erste Struktur
der Orden: Ritter, Servienten, nur wenige Kleriker
-- Zusammensetzung aus Rittern und Servienten
-- die Kleriker spielen nur eine untergeordnete Rolle
-- die Servienten, auch Knappen, später Wappner genannt,
gelangen zu hohem Gewicht, v.a. aus dem reichen Bürgertum,
mit Vorstellung der Ehrung, mit Diensten und Vererbungen
-- die Servienten wohnen in Ordenshäusern in derselben
Weise wie Handwerker und Arbeiter
-- die Wappner können zu wichtigen Ämtern aufsteigen, v.a.
im Verwaltungsbereich, wenn die notwendigen Vorkenntnisse
vorhanden sind, oder zu Schichtleitern in Häfen, zu
technischen Inspekteuren (S.277).
1125
THO-Zuwachs: Graf
Hugo von Champagne wird Mitglied
Diese Mitgliedschaft ist eine Empfehlung für den
gesamten französischen Adel (S.275).
-- der THO gewinnt an Umfang durch Beigegebene
("Affiliierte"), durch Geldgeber und beigegebene
Klosterkinder
-- der Orden fängt an, sich zu bereichern
-- allmähliche Ausdehnung des Einflusses auf ferner
stehende Kreise (S.277).
Die "Affiliierten" /
Beigegebenen
-- leisten die drei einfachen Gelübde oder
verpflichten sich auf die ganze Ordensregel
-- tragen kein Ordensgewand
-- leben nicht in den Konventen
-- müssen aber "die strengere Ordenssitte befolgen"
-- müssen allen ihren Besitz an den Orden abgeben
-- haben "geistliche Vorrechte" wie die Ordensmitglieder
mit "kirchlicher Ausnahmestellung"
-- haben keine Pflichten mehr gegenüber der normalen
Kirche (S.277).
->> schon hier beginnt ein Dauerstreit zwischen den
Orden und den Bischöfen: um die Affiliierten
->> beginnende Feindschaft zwischen Pfarrgeistlichen
und THO
->> dabei ist der Orden vorerst auf
Kirchengeistliche angewiesen, weil der Orden noch keine
eigenen Geistlichen haben darf
->> die Kirche stellt Geistliche für den Orden zu
Verfügung (S.277).
1128
Konzil von Troyes: Die neue "Regel von Troyes" für den THO
-- Bestätigung des Tempelherrenordens THO
(Templerorden; In: DTV-Lex, Bd. 18, S.132)
-- Verabschiedung der "Regel von Troyes" für den THO durch
Papst Innozenz IV.: die alte Satzung plus
Teile der Regel der alten regulierten Chorherren vom
"heiligen Grabe"
oo z.B. von der Regel der
Zisterziensermönche
oo Bestimmungen für die
militärische Aktivität des Templerordens mit Zulassung
bestimmter "Freiheiten" entgegen dem "christlichen"
Standpunkt (S.275).
ab 1128
Die eigenständige
Entwicklung des THO - weitere Ordensgründungen in
Palästina und Spanien
-- der Orden entwickelt sich mehr militärisch, das
pflegende Element bleibt auf der Strecke
-- der Orden wird total widersprüchlich, da in der
Verwaltung des Ordens willkürliche Entscheide möglich sind
-- der Orden ist "Vorbild" für weitere "Orden"
oo auch die Hospitaliter
werden militärisch tätig
oo Gründung von Orden in
Spanien gegen islamische Staaten zur Vertreibung des Islam
(S.275).
Auswahl von
Klerikern für den THO
-- die Auswahl muss "vorsichtig" getroffen werden,
weil sich die Orden von der Basis der Kirche langsam
entfernen
-- die Orden werden "ketzerisch"
-- die Ordenskirche wird eine "häretische Geheimkirche"
-- der Orden verfügt über viele, reich dotierte
Pfarrstellen als "Patron"
-- der Orden hat Einfluss auf die Weltgeistlichkeit
(S.278).
ab 1130 ca.
Der THO betreibt eine absolut unabhängige Strategie
-- der THO koaliert z.T.
mit muslimischen Fürsten oder führt Krieg für seinen Vorteil
-- der THO schliesst Separatfrieden ab
-- der THO boykottiert Kreuzzüge / "Reichsheerfahrten"
-- der THO bekämpft dabei sogar "christliche" Gruppen
-- der THO hält sich nicht an die von den Franken
geschlossenen Verträge
-- der THO setzt auch einseitig Kriege fort, wenn es einen
Vorteil für den Orden bringt
-- der THO nimmt eine total eigennützige Haltung ein
(S.280)
-- der THO durchkreuzt z.T. die Wünsche der Kirche mit
Gewalt (S.280-281)
-- der Hospitaliter-Orden handelt nachweisbar ähnlich,
aber nicht in solch schlimmem Masse (S.280).
1139
Papstbeschluss: Der THO ist nur noch dem Papst allein unterstellt
(Templerorden; In: DTV-Lex, Bd. 18, S.132)
ab 1140 ca.
Der Tempelherrenorden THO gilt jetzt bereits als habgierig
-- der THO wendet seine Vorrechte konsequent
an, um einen grossen Besitz zu erreichen
-- oft gegen das gesamtfränkische Interesse (S.280).
1145 ca.
Jerusalem
beschliesst die Besetzung von Damaskus
(Haarmann, S.196-197).
1145-1153
Papst Eugen III. hält den Geldfluss für den THO aufrecht
-- Leute, die den Orden durch milde Gaben und
fromme Zuwendungen unterstützen, bekommen 1/7 der
kirchlichen "Bussen" erlassen
-- in Orten der Geltung der Bestimmung kann trotzdem
einmal pro Jahr Gottesdienst zu Ehren des THO abgehalten
werden (S.286) unter Ausschluss der Exkommunizierten
(S.287).
Sommer 1148
Königreich Jerusalem: Der europäisch-christliche Angriff auf Damaskus scheitert kläglich
(Haarmann, S.197)
ab 1150 ca.
Gieriger THO: Der THO ist in
Frankreich reich begütert
(Templerorden; In: DTV-Lex, Bd. 18, S.132)
-- die Ordensoberen des THO verschmähen das Christentum
mit schmähenden Worten (S.302)
-- der THO besitzt schon "frühzeitig"
grosse Güter, v.a. in Südfrankreich ist er
"heimisch"
-- der THO betreibt feste Schiffsverbindungen zwischen dem
Orient und Südfrankreich (S.307)
-- Streben nach Besitz und Reichtum, gleichzeitig Mangel
an "wahrer Kirchlichkeit"
-- Zweifel an Glauben und Rechtgläubigkeit der
Ordensmitglieder (S.294)
-- der THO betreibt Grosshandelsprofit
-- der THO betreibt Schiffsvermietungen an Kreuzfahrer und
PilgerInnen (S.282)
-- der THO betreibt Bankgeschäfte mit PilgerInnen,
vornehmen Kreuzfahrern, gibt Fürsten, die im Vergleich zum
Orden "arm" sind, Darlehen, mit Zins, Courtage etc.
(S.282-283).
ab 1150 ca.
Die Ordensleute des
THO beichten nur noch bei Ordensgeistlichen
Dies wird so "Brauch".
->> die Kirche hat keine Einsicht mehr in den THO
-- der THO erscheint weiterhin als "Sohn der orthodoxen
Kirche"
->> Leute, die keine Einweihung erhalten, haben gar
keinen Einblick
->> der Orden wird eine eigene Kirche mit eigenen
Dogmen, Kultus und Priesterstand
->> die Konfrontation geht weiter bis zum Untergang
der "Kreuzfahrer-Staaten"
->> erst die Niederlage von Akkon bricht die Mauern
des Schweigens ein und macht die Abartigkeiten im THO
sichtbar (S.305).
1154
Der THO verkauft einen muslimischen Prinzen für 60'000 Goldstücke
Nasreddin, der Sohn des
ägyptischen Sultan, der zum Tempelorden geflüchtet war und
sich bekehren wollte, wird
gegen seinen Willen gegen 60'000 Goldstücke an den
Vater-Sultan in Ägypten ausgeliefert. Der Gegenwert
beträgt für 1964 4 Millionen französische Francs (S.281).
1158
Spanien: Gründung des Ordens von Calatrava
durch den Abt Raimund des
Marienklosters von Fieltro, nach dem
Vorbild des Tempelherrenordens THO, mit einem
Zisterzienserregel. Der Orden hat die Vertreibung der
Muslime zum Ziel (S.275-276).
Es ist der erste der grossen spanischen Ritterorden. Er
hält sich bis ins 15. Jh. (Calatrava; In: DTV-Lex. Bd. 3,
S.170).
1159-1181
Papst Alexander III.: Der THO entscheidet sich für die päpstliche Hierarchie
und vermeidet damit ein Schisma
->> dies gibt u.a. den Ausschlag zur Anerkennung des
Papstes in Osteuropa
->> Papst Alexander III. verteilt
dem Orden "eine Fülle ausserordentlicher
Gnadenerweisungen" (S.286).
Schisma: Gegenpäpste gegen Alexander III. -
der THO profitiert
-- mit furchtbaren Kämpfen
-- der THO profitiert von der Diskriminierung des Papstes
gegen ganze Gemeinden mit Gottesdienstverboten etc.
(S.287).
[Ab dem Schisma muss der Papst in Rom den THO "bei der
Stange" halten und gewährt ihm folglich alle nur möglichen
"Freiheiten". Die Konstellation lässt den THO völlig
selbständig werden].
23.7.1160
Papst Alexander III. erlaubt dem THO kirchliche Dienste
-- der THO bekommt die Erlaubnis zur Aufnahme
von Klerikern
-- Ordensgeistliche können auf Konventen und in den
Kirchen, die unter dem Orden stehen, geistliche Funktionen
ausüben
-- die Bestimmungen sind für den Orden günstig
-- der Orden wird fast ganz unabhängig von der
Pfarrgeistlichkeit (S.287).
6.9.1160
Papst Alexander III.
verbietet den Ausschluss von Benachteiligten aus
Danksagungen nach dem Wochenbett und nach kirchlichen
Begräbnissen
-- Frauen und Kinder von exkommunizierten Ordensleuten
-- Frauen und Kinder von Orten mit Interdikt (S.287).
Ende 1160 ca.
Erlass von Papst
Alexander III. gegen die Pfarrergeistlichkeit
-- Verbot, Leute des THO wegen "kirchlich strafbaren
sittlichen Verirrungen" zu büssen
-- Einschränkung der kirchlichen Würdenträger:
In Ordenshäusern z.B. auf Pilgerwegen haben päpstliche
Legaten nur das Recht auf "übliche Aufnahme und
Naturalverpflegung" ohne Extra-Würste
-- die Pfarrergeistlichkeit soll kein Recht auf
Gelderhebungen mehr haben (S.287).
1160-er Jahre
Der THO torpediert König Amalrich und ermordet den Assassinen-Gesandten
Die Verhandlungen zwischen König Amalrich und
der muslimischen Splittergruppe der Assassinen hätten zur
Folge, dass der THO einen Tribut verlieren würde.
->> als der Gesandte der Assassinen von Amalrich
kommend auf dem Heimweg ist, lässt der Orden ihn
überfallen und ermorden
->> der Protest von König Amalrich bleibt bei seinen
Worten: Amalrich wagt keine militärische
Auseinandersetzung gegen den THO wegen militärischer
Unterlegenheit
->> die Tempelherren können ungestraft
"weitermachen", auch gegen kirchliche Interessen (S.281).
1162
Portugal: Gründung
eines Ritterordens von Avis unter Johannes Cirta
(S.276) [auch gegen die Muslime gerichtet?]
1162
Papst Alexander III. verleiht dem THO das Beichtprivileg
In der Folge erweitern die Ordensgeistlichen
ihre Praxis auf alles Mögliche aus (S.307).
7.1.1162
Exemtionsbulle "Omne datum optimum" von Papst Alexander III. für den THO
Die Bestimmungen erlassen dem THO praktisch
jede Verpflichtung:
-- Ordensgeistliche scheiden von Verpflichtungen für die
Kirche aus
-- Ordensgeistliche gehören ganz dem Orden
-- der Orden beruft seine Geistlichen allein, wählt sie
alleine aus
-- die Bischöfe können die Berufung nicht verhindern
-- es entsteht eine Templerkirche
-- der Papst kann zugunsten der Templergeistlichen die
Teilfinanzierung durch die Bistümer und Pfarreien verfügen
(S.278)
ausserdem:
-- der Orden kann die Bischöfe verpflichten, gewisse
Priester zu weihen
->> die Bischöfe sind quasi dem Tempelherrenorden
unterstellt (S.278)
->> die Priester sind geweiht, aber die Bischöfe
haben keine Kontrolle über sie, denn "höhere Weihen" soll
der Tempelpriester nicht empfangen
->> die Ordenspriester sollen beim Orden quasi
eingesperrt sein (S.279).
Papstziele: Der THO
soll Rebellionen innerhalb der Kirche ersticken
-- der THO ist in "kritischer Zeit" ein
"leistungsfähiger Vorkämpfer" für das Papsttum in Rom
-- der Papst baut den hierarchischen THO auf gegen die
"antihierarchischen Tendenzen" in der Kirche
-- der Papst will die aufmüpfige Kirche durch den THO
ersetzen
->> der Orden ist ein "Günstling" des Papsttums
->> der Orden kehrt den Spiess aber um und benutzt
am Ende die Kirche für seine Zwecke, für seine meist
weltlichen Ziele
->> der Orden entfremdet sich der Kirche "unerwartet
schnell", von den Einflüssen und Geschehnissen der
Kreuzzüge getrieben
->> der THO gerät in die Verflechtungen von Krieg
und Politik (S.279)
-- der Meister des THO darf "unter Beirat " der "weiseren"
Brüder die Regel von Troyes abändern oder ergänzen
-- Ordenskleriker dürfen auf den Orden keinen Einfluss
ausüben
->> der Orden kann sich von der Kirche unabhängig
entwickeln
->> der Orden entwickelt sich auch von der Kirche
weg (S.287)
plus: Es gilt die Unabsetzbarkeit des Hochmeisters.
->> der Orden bekommt monarchische Züge
->> die Ordensführung kann den ganzen Orden durch
wenige Leute kontrollieren
->> wenn die Ordensführung nicht abwählbar ist, sind
Verirrungen vorprogrammiert (S.288)
plus: Erlaubnis, die Ordenshäuser mit eigenen Kapellen und
Friedhöfen zu versehen
->> jegliche kirchliche Verbindung wird unnötig
->> der THO kann eine eigene Kirche bilden
->> der Hochmeister hat direkten Kontakt zum Papst,
ohne Bischöfe dazwischen (S.288)
plus: der THO bekommt das Recht, den Zehnten einzuziehen
mit freier Verfügung
plus: der THO muss niemandem den Zehnten zahlen (S.288).
ab 1162
Eskalation zwischen Geistlichen der Kirche und Ordensgeistlichen
Die Pfarrer wehren sich gegen die
Sonderrechte des THO:
-- die Pfarrer sehen Ordensgeistliche als "Eindringlinge"
-- die Pfarrer sehen, dass Ordensgeistliche sie verdrängen
-- die Pfarrer sehen, dass Ordensgeistliche ihnen wichtige
Einnahmen wegnehmen
-- die Pfarrer bestreiten jeweils die Erbschaft, dass ein
Begräbnis auf einem Ordensfriedhof bedeutet, dass der
jeweilige Orden das ganze Vermachte des / der Verstorbenen
übernehmen dürfe
-- die Pfarrer beschimpfen die Ordensbrüder, wenn diese in
fremden Kirchen Kollekten abhalten wollen, vertreiben sie
z.T. aus der Kirche (S.290).
Rebellion im
Episkopat der Bischöfe
-- gegen die Vorrechte des THO
-- die Bischöfe starten zähen Widerstand zusammen mit den
Pfarrgeistlichen
-- es herrscht geheimer bis offener Krieg zwischen den
Kirchengeistlichen und den THO-Geistlichen
-- das Papsttum ist immer auf Seiten des THO
-- Ausschreitungen der Pfarrgeistlichen gegen die
Tempelherren (S.288).
Der Papst ist immer
auf Seiten des THO
-- die Bullen werden oft wiederholt
-- die Bullen werden in der Bedeutung oft erläutert
-- der Papst verteilt Strafmandate gegen die Bischöfe und
Erzbischöfe, um den THO zu schützen, mit Anweisung, in
gleicher Weise auch die Pfarrgeistlichen zu unterweisen,
gegen Ausschreitungen der Pfarrgeistlichen vorzugehen
(S.288)
->> die Gegner des THO unterliegen immer
(S.288-289).
Der THO reizt immer
alle seine Rechte aus
-- der THO wendet auf die Exemptionsbulle immer die am
weitesten mögliche Interpretation an
-- der THO wendet sie zusätzlich noch auf unerlaubte
Gebiete an (S.288).
1162-1181
Papst Alexander III. hat kaum noch Herrschaft über den THO
-- Befehle an den THO sind nur noch möglich
durch "ganz ausserordentliche Massnahmen"
-- man müsste Privilegien aufheben, die für "unaufhebbar"
festgelegt wurden
-- der THO nützt dem Papsttum immer noch mehr, als dass er
schadet, solange das Staufische Kaisertum die Kirchenmacht
konkurrenziert (S.296).
1162
Der Orden-Aberglaube
lässt "heilige Ringe" verschicken
In einem Brief eines Ritters des THO an Ludwig
VII. wird ein Ring mitgeschickt, der mit den
einzelnen "heiligen" Örtlichkeiten in Berührung gebracht
worden sein soll (S.301).
1167
Palästina: Der THO
steht in schlechtem Ruf: Feststellung von Johann von
Würzburg
bei einem Besuch in Palästina. Johann von Würzburg
stellt fest, dass unter den "Christen" die
Rechtsgläubigkeit des THO angezweifelt wird wegen des
angeblichen Verrats bei der Belagerung von Damaskus
(S.294).
1170
ab 1170 ca.
Erfolge des THO -
Bestätigung in der isolierten Splitterexistenz
(S.307)
1175
Galizien: Gründung des Ordens von Compostella durch die Priesterschaft
durch Vereinigung von "Raubrittern"
-- zur Bewachung der Grabeskirche des "heiligen Jacobus"
-- Eskortierung der Pilger (S.276).
1176
Spanien / Alcantara:
Gründung
des zweiten grossen Ritterordens in Spanien unter Julian von Pereiro
später nach dem Hauptschloss Alcantara
benannt (S.276).
oder:
1156
Der Orden von
Alcantara entsteht
im Kampf gegen die Muslime auf der iberischen
Halbinsel, verliert 1873 seine Güter, wird 1875 aber
wiederhergestellt (Alcantara, Orden von A.; In: DTV-Lex.
Bd. 1, S.102).
Die beiden spanischen Orden von Calatrava
und Alcantara werden Werkzeuge des
spanischen Königtums gegen die Muslime (S.276).
1179
Lateraner Konzil unter Alexander III.: Die Bischöfe stürmen gegen den THO
Die Bischöfe beschuldigen den Orden, v.a.
durch den Wortführer, Erzbischof Wilhelm von
Tyrus, ein berühmter Geschichtsschreiber über die
Kreuzzüge:
-- der THO hat Kirchen wiederrechtlich in Besitz genommen
-- der THO hat Exkommunizierte zum Abendmahl zugelassen
-- der THO hat Exkommunizierte an "christlichen"
Begräbnissen teilhaben lassen
-- der THO hat in Orten mit Interdikt mehrmals pro Jahr
Gottesdienst abgehalten statt nur einmal pro Jahr, und er
hat Einschränkungen nicht beachtet
-- der THO hat die bischöflichen Rechte beim Einzug des
Zehnen verletzt
-- der THO hat andere bischöfliche Rechte rücksichtslos
verletzt (S.289)
-- dieselben Klagen gelten auch gegen die Hospitaliter.
Beschlüsse des Lateraner Konzils gegen den THO und die
Hospitaliter:
-- den betroffenen Orden wird verboten, ohne Einwilligung
des jeweiligen Bischofs
oo Zehnten einzuziehen
oo Kirchen zu übernehmen
oo Priester zu bestellen
oo an Interdikt-Orten mehr
als einmal jährlich Gottesdienst zu halten (S.289)
-- den betroffenen Orden wird verboten, einen Toten aus
Orten mit Interdikt kirchlich zu bestatten (S.289).
Die Verbote wirken nur kurze Zeit. Bald kommt es zu neuem
Kampf zwischen Orden und Episkopat und Pfarrgeistlichkeit:
-- es entwickelt sich ein Dauerkampf um den Zehnteneinzug
mit dauernden gegenseitigen Anklagen beim Papst
-- der Papst ist immer auf Seiten des THO
-- das Episkopat meint z.B., der Zehnteneinzug gelte nur
für die Territorien von 1162, den Zeitpunkt der
Exemptionsbulle (S.289).
1180
25.4.1182
Papst Lucius III.
dehnt dem THO das Zehntenrecht auf alle aktuellen
Ländereien aus
plus auf alle, "die der Orden mit seinen
Arbeitskräften oder auf seine Kosten bebauen liess."
(S.289).
1185-1187
Papst Urban III.
restituiert den THO
Er hebt die Verbote gegen den THO vom Lateranerkonzil
z.T. wieder auf:
-- alle Zehnten und Kirchen dürfen einbehalten werden, die
der THO vor 10 Jahren von Laien erworben hat (S.289)
-- Bischöfe werden angewiesen, Pfarrer, die den THO
diesbezüglich behindern, mit kirchlichen Strafen zu
belegen (S.290)
-- Urban III. mahnt alle Beteiligten von
Wallfahrten und alle "frommen Leute", dass
Pilgerzuwendungen an den THO auch dem THO gehören (S.290).
1190
Gründung des Deutschen Ordens
-- auch "Deutschherrenorden",
"Deutschritterorden" oder "Kreuzritterorden" genannt
-- Gründung durch Lübecker und Bremer Kaufleute als
Krankenpflegeorden (Deutscher Orden; In: DTV-Lex. Bd. 4,
S.136).
[Dann hätte man besser den Papst selbst in seiner
geistigen Umnachtung gegen die Muslime "gepflegt"...].
Südfrankreich: Der
THO wird quasi zur Landpolizei
unter dem Erzbischof von Arles
-- mit anderen geistlichen "Grössen"
-- mit anderen weltlichen "Grössen"
-- u.a. mit dem Grafen von Toulouse und Graf von Forcalquier
oo zum Schutz v.a. der
Bauern, der Höfe und Produkte
oo der Landfriedensbund
fördert den THO besonders
oo der THO beaufsichtigt und
schützt dafür den Landfriedensbund
oo Bussen und Gelder des
Landfriedensbundes gehen an den THO (S.284).
1191
Der THO kauft dem König Richard von England Zypern ab
für 100'000 Goldbyzantiner, Gegenwert für
1964 ca. 8 Mio. Francs, davon
40'000 Byzantiner bar auf die Hand (S.283).
1191 ca.
Bericht von Guido
von Provins über den selbstherrlichen THO in Palästina
nach der Rückkehr nach Europa
-- Bericht von Stolz und Absucht des THO
-- das Leben der THO sei übermütig, zuchtlos (S.283).
ab 1191
THO-Raubwirtschaft
mit uneingeschränktem Erpressungssystem
(S.282)
->> Aufstand
auf Zypern, Belagerung der Ordensburgen
(S.282)
9.8.1195
Papst Cölestin III.
erlaubt die Zeugenschaft für Ordensmitglieder des THO
vor Gericht bei Spendenangelegenheiten
(S.290)
1198-1216
Papst Innozenz III.: "Glänzende Zeit" für den THO
1198: Protestschreiben von Papst Innozenz III. an die
Bürger von Narbonne
-- wo der Gott der Bürger von Narbonne sei [sie seien
so ketzerisch]
-- gleichzeitig zweifelt die "christliche Welt" in allen
Schichten in Europa die kirchliche Rechtgläubigkeit des
Tempelherrenordens an (S.273).
1198-1216
Die Ausweitung der Rechte für den THO unter Innozenz III.
-- Innozenz ist selbst im Orden Mitglied, ist
"dem Orden affiliiert"
-- Innozenz benutzt den THO für seine "hierarchischen
Ideale"
-- die Exemption wird total ausgereizt
oo Ordenskleriker müssen den
Bischöfen der Diözese keinen Treu und Gehorsam leisten, so
kann man sie nie mehr vertreiben, und sie haben quasi
Narrenfreiheit
oo andere Ordensgeistliche
müssen den Bischöfen der Diözese nur ein allgemeines
Versprechen des Gehorsams leisten
oo Anweisung, dass
Tempelordenskleriker auch in Kirchen ausserhalb des Ordens
dienen dürfen
oo die Tempelordenskleriker
dürfen in Kirchen ausserhalb des Ordens für den Orden
Spenden sammeln und diese dem Orden gutschreiben
oo die Bischöfe dürfen gegen
Tempelordenskleriker keinen Widerstand leisten, ansonsten
würde der "Sache des heiligen Landes" geschadet
oo leere Ordenskirchen dürfen
von den Bischöfen nicht besetzt werden, sondern es gilt 40
Tage Wartefrist bis zur Ernennung eines neuen Vikars durch
den Orden, der nur in geistlichen Dingen dem Bischof
Gehorsam schuldig ist (S.290)
oo der Papst sieht es als
"strafbaren Geiz", wenn kirchliche Pfarrer Kollekten am
selben Tag abhalten wie der Orden
oo Ordensmitglieder sollen
ohne die übliche Gebühr kirchlich begraben werden
oo Bischöfe sollen Kirchen
und Friedhöfe des Ordens weihen
oo Bischöfe sollen dissidente
Ordensmitglieder, die sich vom Orden abwenden, zur Treue
zum Orden ermahnen
oo Bischöfe dürfen keinen
Bann oder ein Interdikt gegen den Orden aussprechen
oo von den Tieren des THO
darf kein Zehnten erhoben werden
oo von den Gütern, die dem
THO geschenkt worden sind, darf kein Zwanzigster mehr
erhoben werden; der Zwanzigste war für "gewisse
militärische Verpflichtungen" verwendet worden
oo Vikare der Ordenskirchen
werden wiederholt angewiesen, ihr Amt auch persönlich
auszuführen und nicht nur eigenmächtig eingesetzte
Stellvertretungen walten zu lassen (S.291)
-- Ritter in Frankreich dürfen nicht zum gerichtlichen
Zweikampf gezwungen werden (S.291).
->> der Papst streb eine Weltmacht auf der Basis der
Orden an, mit absoluter Hierarchie, direkt neben dem
Papst, vom kirchlichen Gesamtorganismus losgelöst, als
persönliches Heer (S.291).
[Der Papst versucht eine Herrschaft ohne Volk, ohne die
eigentliche Kirche. Das muss schief gehen].
1198
Versetzung des
Deutschen Ordens nach Akkon mit Umwandlung in einen
"geistlichen Ritterorden"
Der Orden wird nicht nur in Palästina, sondern auch
zur Missionierung in Osteuropa eingesetzt (Deutscher
Orden; In: DTV-Lex. Bd. 4, S.136).
Basis ist dabei der Tempelherrenorden THO (S.276).
1200
um 1200
Rechte und Güter des THO
-- v.a. um Tripolis und in Antiochien
-- Hausbesitz und städtische Grundstücke
-- manche Rechte
-- Bezug verschiedener Renten
-- bei Akkon besitzt der THO grosse
Mühlen mit Schleusen und Stauwerken zur Betriebssicherung
bei Trockenheit, mit schiffbarem Zugang zum Meer (S.280).
Prutz nimmt an, dass die Orden der Hospitaliter und der Deutsche Herrenorden zu St. Marien ähnliche
Einrichtungen besassen (S.280).
um 1200?
Jacob von Vitry
spricht von "unermesslichen Besitzungen" des THO
Dörfer, Flecken, Städte (S.282)
um 1200?
Matthäus Paris gibt
an, der THO besitzt ca.
9000 "Manoirs"
mit Verteilung eines Teils des Gewinns auf
Ritterausrüstungen und palästinensische Gebiete (S.282).
ab 1200
Einnahmen des THO: ca. 2 Mio. Lires pro Jahr
entspricht für 1964 50 Mio. Francs (S.282).
ab 1200 ca.
Europa: Die Begeisterung für "Kreuzzüge" nimmt ab
Das Papsttum hält aber an der
Kreuzzugspropaganda fest und erfüllt gleichzeitig die
grundlegendsten Aufgaben nicht mehr (S.265).
Der Adel kann sogar auf Dichter zählen, die Geschichten
gegen Kreuzzüge verbreiten, z.B. der Trouvère Rutebeuf,
der die Umstände zwischen Kreuzfahrern und Verweigerern
schildert:
oo Gott verehren sei in Paris genau so wertvoll wie in Jerusalem
oo der Weg ins Paradies führe
nicht notwendig über das Meer
oo Heldentaten in Kriegen für
den "Ruhm" überlässt man anderen
oo aus dem "Heiligen Land"
kommen viele Banditen zurück, die sogar "geheiligt" sind
-- "Gott ist überall!" (S.269).
Manöver des Pariser
Hofs gegen die Kreuzzugs-Verweigerer mittels
Kleidermarkierungen
-- der Hof schenkt den Rittern Kleider mit heimlich
angebrachtem Kreuz
-- die Beschenkten erhalten den Befehl, in diesen Kleidern
zur Frühmesse zu erscheinen
-- die Verweigerer werden geweiht und werden so zur
Beteiligung an Kreuzzügen gezwungen (S.269).
Die Zustände in Palästina verschlimmern sich
"Christliche" Ritter
fallen - es kommen keine neuen Ritter nach
ausgedrückt z.B. durch Trouvère Lanfranc
Cigala:
-- die Ritter sind in Syrien gefallen
-- es folgen keine neuen "christlichen" Ritter nach
-- den Muslimen fehlen die Gegner (S.270).
Die Kreuzzüge
degenerieren
so dass die weltlichen Fürsten für Misserfolge
verantwortlich gemacht werden (S.270).
Und die Reiseberichterstatter beschweren sich über den
religiösen Unsinn, den die Franken über Palästina erfunden
haben (S.266).
1202
Livland: Gründung des Schwertbrüderorden
(Schwertbrüderorden; In: DTV-Lex. Bd. 16,
S.254); Basis ist dabei der Tempelherrenorden THO. Basis
ist Livland (S.276).
-- auch "Brüder der Ritterschaft Christi" genannt, ein
deutscher Orden
-- Gründung unter dem Zisterziensermönch Theoderich
-- zur militärischen "Hilfe" bei der Christianisierung
Livlands
-- benannt nach seiner Tracht: rotes Schwert und Kreuz auf
dem Mantel
-- verlustreiche Kämpfe gegen die Litauer
(Schwertbrüderorden; In: DTV-Lex. Bd. 16, S.254).
13.9.1208
Papst Innozenz III. mahnt den THO scharf
Vorwürfe:
-- die Vergehen des THO treten wiederholt auf und wiegen
schwer
-- die Vergehen des THO sind eine Gefahr für die Seelen
-- die Vergehen des THO werden ihm zum Nachteil
-- die Ritter seien nicht mehr gottesfürchtig und würden
den Orden mit "frechem Stolz" beschmutzen
-- die Ritter worden die Kirche besudeln, von der sie
selbst Schutz bekommen (S.294)
-- der THO hält an "interdizierten" Orten z.T. täglich
Gottesdienst ab, [an Orten, die von der Kirche verstossen
sind, weil dort "Ketzerei" betrieben wird], wo eigentlich
gar kein Gottesdienst mehr stattfinden darf
-- Gerüchte besagen, der THO hätte SpenderInnen das
Aufheben der Exkommunikation und kirchliches Begräbnis
versprochen, z.B. für Ehebrecher, Wucherer u.a.
-- Exkommunizierte werden beim Orden wie "gute katholische
Christen" begraben
-- der THO sei "versunken in Weltluft"
-- der THO missbraucht das Ordensgesetz, um dem Reichtum
zu frönen
-- der THO missbrauche die Privilegien, und die
aufgelisteten Fälle seien noch lange nicht alle
Der Papst fordert den Visitator auf, den Orden mit Mahnung
und Strafen zur Besserung zu bringen, ansonsten muss der
THO die Konsequenzen selbst tragen, und der Papst könne
den THO nicht mehr schützen (S.295).
20.9.1208 ca. / nicht lange nach dem 13.9.1208
Papst Innozenz III.
ergänzt seine Mahnungen an den THO
-- mit genaueren Formulierungen der Vorwürfe bezüglich
den Besitztümern in Palästina
-- der Papst macht die Feststellung, dass einige Vorgänge
begründeten Anlass zu Zweifeln an der Rechtsgläubigkeit
der Tempelherren geben (S.295).
-- der Orden habe auch fremdes Gut besetzt (S.281)
-- neu aufgenommene Ritter müssten "weitgehende
Verpflichtungen" auf sich nehmen, auch Meineid (S.281-282)
-- die "armen Brüder" seien zu reich geworden (S.283).
[1209-1229]
Die Albigenserkriege des Papsttums üben einen desolaten Einfluss aus
Der Papst macht sich völlig unglaubwürdig,
indem er in Europa Geld für Kriege gegen Albigenser
ausgibt, das dann in den Kreuzfahrerstaaten fehlt (S.271).
Das Papsttum begeht die Veruntreuung seiner Ablassgelder
(S.272).
Die Orden reagieren
mit Verstockung auf die Albigenserkriege
mit noch mehr Verheimlichung und Isolation, bis zur gesamten Loslösung vom
Papsttum (S.307-308).
1210
ab 1216
Die Nachfolger von Papst Innozenz III. erweitern weiter die Rechte des THO
oo bis zur
vollkommenen Unabhängigkeit
oo die Bischöfe und Pfarrer
haben immer weniger Kircheneinnahmen
oo die Bischöfe und Pfarrer
können sich nicht durchsetzen
oo die Bischöfe und Pfarrer
werden bei Gegenwehr und Selbstjustiz gegen die Orden hart
bestraft (S.291).
Der allmächtige Tempelherrenorden THO
Der THO
-- hat die meisten Mitglieder, Geldmittel, Ländereien,
Verbindungen, ist unerreicht
-- hat eine monarchieähnliche Struktur
-- der Hochmeister ist nicht absetzbar
-- der THO ist der "kraftvolle, konsequente und
gelegentlich auch rücksichtslose Pol." (S.293)
Aber:
Die Krise ist vorprogrammiert, wenn der Papst die
Unterstützung der Bevölkerung nicht mehr hat und wenn er
die Ordensprivilegien nicht mehr schützen kann
(S.293-294).
1218-1220
"Christliche"
Belagerung von Damiette mit unsäglichen Opfern - These
der Abspaltung beim THO
-- die Kirche opfert mit der Belagerung von Damiette
unsägliche Mittel und Menschen
-- der THO entwickelt eine grosse Wut auf den päpstlichen
Legaten Pelagius
-- eventuell werden zu diesem Zeitpunkt geheime Satzungen
beschlossen, die gegen die Papst-Kirche gerichtet sind, im
Haupthaus des THO: Castrum Peregrinorum,
heute Athlit (S.306).
1218 ca.
Der Jerusalemer
Patriarch belegt den THO mit dem Bann
(S.291)
13.11.1219
Papst Honorius definiert: Gegen den THO kann niemand einen Bann aussprechen
und somit ist der Bann aus Jerusalem nichtig.
Folgen:
->> zwischen den Bischöfen und den Ordensleuten
herrscht ein De-facto-Kriegszustand
->> die Päpste schützen die Orden mit immer
allgemeiner gefassten Privilegien
->> die Orden können immer mehr der Kirche
wegnehmen, immer neue Übergriffe, ohne dass jemand
einschreitet (S.292).
1220
1220 ca.
Der THO ist kein Orden mehr, sondern eine neue Kirche - Kompensation und Bündnisse mit Muslimen
-- der THO ist kein Orden mehr nach den
ursprünglichen Strukturen
-- er ist eine in sich geschlossene Kirche geworden mit
einem eigenen Klerus (S.294) und eigenen Ritus (S.308)
-- ist dem Einfluss des Papsttums und der Bischöfe
(Episkopat) "entrückt"
-- ist in völliger Abhängigkeit vom "ritterlichen Element"
-- hat das Dogma verlassen und hat sich "in häretische
Verirrungen verloren"
-- verliert Gönner und Verteidiger bei Verlusten (S.294)
-- hat viele Besitzungen
-- hat das Patronat über viele Kirchen und Kapellen
-- die eigenen Ordenskleriker reichen nicht aus, so dass
Karmeliter und Minoriter aushelfen müssen (S.278).
Die Mitglieder des THO sind im totalen Zwiespalt und
Widerspruch und können nur durch Gleichgültigkeit und
Kompensation überleben:
-- Kompensation durch weltliche Güter und Macht als
einziger Zweck des Daseins
-- dort, wo es nichts zu gewinnen gibt, geht der THO
Koalitionen mit der muslimischen Seite ein
-- "sittliche Verwilderung" bis zu Gebräuchen der
Luciferianer mit Intimküssen, Idolkult, Gleichgültigkeit
gegenüber den Geboten und der "natürlichen Moral"
-- dagegen hetzt die Kirche immer noch gegen die Muslime
(S.308).
Der THO steht im Reigen mit anderen Splittergruppen
-- ist den Katharersekten ähnlich (S.306-307)
-- ist in einzelnen Punkten genau gleich strukturiert wie
die Albigenser oder die Luciferianer (S.307).
-- der THO verdammt das Verhalten des Papsttums in
Palästina (S.305)
-- der THO gibt sich ein eigenes, geheimes Statut (S.306).
dagegen:
Die Hospitaliter
sind Orden geblieben
-- bleiben dem Dienst am Armen und Kranken treu
-- halten das Gleichgewicht zwischen Krieg und Pflege
(S.294).
ab 1220 ca.
Die "unchristlichen" Praktiken und homosexuellen Praktiken des THO
These von Prutz: Die Praktiken des THO
stammen zumeist aus der Provence, weil der THO zu einem
Hauptteil aus Provence-Adel zusammengesetzt ist (S.307).
Weitere These von Prutz: Der THO nimmt immer mehr
Adelsleute aus der Provence auf, die nun Strukturen der
Albigenser in den THO einbringen. Es ist keine Korrektur
der Strukturen möglich, weil von aussen niemand in den THO
Einblick hat (S.307).
-- die Abänderung der Statuten ist dem Hochmeister
erlaubt, was voll ausgereizt wird
-- der THO hält gleichzeitig seine Statuten geheim (S.299)
-- neue Mitglieder werden ohne einjährige Probezeit als
Noviziar aufgenommen
-- das Kreuz und "Jesus" werden abgelehnt
-- die Ordenskleriker lassen beim Messopfer die
Sakramentsworte weg [Opferspeise = Leib, Wein = Blut
"Jesu"]
-- die Orden dürfen durch ein päpstliches Privileg die
Absolution [Sündenvergebung] bei Verstössen gegen die
Ordensregel erteilen, was von den Ordensoberen so
ausgelegt wird, dass den Rittern die gesamte Absolution
[Sündenfreiheit] erteilet wird, ohne kirchlichen Auftrag
oder Ermächtigung (S.298-299)
Die "Einweihung"
-- die "Einweihung" erfolgt mit Küssen auf die
Geschlechtsteile des Vorgesetzten: Diese Zeremonie spielt eine Hauptrolle [ist
wahrscheinlich noch zu schwach ausgedrückt]
-- aufgenommenen Rittern wird erlaubt, "widernatürliche
Unzucht" [Liebe unter Männern] zu treiben (S.299).
-- bei der Aufnahme der Ritter in den THO (S.299) muss der
Ritter "Jesus" verachten, das Kreuz verachten und
bespucken und "in noch schamloserer Weise besudeln"
[wahrscheinlich bepissen]
-- die Neulinge werden mit ewiger Kerkerhaft und "anderen
Schrecknissen" bedroht, wenn sie die "Einweihung" nicht
akzeptieren
-- oder: Folter mit Schlägen, Würgen bis zur Todesangst
-- der neue Ritter muss den Vorgesetzten auf die
Geschlechtsteile küssen (S.300).
Variante:
-- Einweihung ohne Sexualpraktiken, wenn der aufzunehmende
Ritter ein Verwandter des Vorgesetzten ist
-- oder: zuerst die Aufnahme, dann eine Zeit später
erfolgt die Einweihung (S.300).
Das Idol: der Kopf
-- bei Zusammenkünften wird ein abgetrennter Kopf als
"Gott" angebetet
-- möglich sind 1-3 Köpfe, bärtig oder kahl, älter oder
Jünglingskopf, bei den Stedingern sogar Katzenkopf statt
Menschenkopf
-- der THO behauptet, dies sei das anzubetende Bild Gottes
für Glück und Gedeihen
-- Verehrung ohne Kopfbedeckung auf den Knien
-- viele Ritter erleben diesen Idol-Kult aber nicht
(S.300).
Förderung der
Schwulen-Beziehungen im Orden
-- mit Feindbild gegen Frauen: "lüderliche Weiber"
-- ist kein Element jeder "Einweihung" (S.301).
Schnur-Aberglaube:
die Schnur-Weihe
-- die Schnur wird wie ein Gürtel um den Leib getragen
-- die Schnur wird gelegentlich aus dem Idolkopf genommen,
oder vor der Überreichung mit dem Idolkopf berührt
-- die Schnur soll dadurch besondere Kraft bekommen
-- bei mancher Einweihung wird die Schnur einfach so, ohne
Berührung mit dem Heldenkopf, übergeben
-- die Schnur soll ein Sinnbild für Zucht und
Enthaltsamkeit sein (S.301).
Europa: Die
"christlichen" Splittergruppen nehmen zu
-- die Abspaltungen vermehren sich stark
(S.273)
-- in Südfrankreich bilden sich Waldenser- und
Albigensergemeinden, die "Armen von Lyon",
Amalricianer u.a.
-- die Splittergruppen bilden ein sehr dichtes
Flächennetz, so dass Südfrankreich kaum noch als
"kirchliches" Gebiet bezeichnet werden kann, aber immer
noch unter "christlichem Dogma" steht (S.274)
-- die Splittergruppen übertreffen den Einfluss der Kirche
(S.273)
-- die Dogmen werden gemäss Prutz "zerpflückt", bis zu den
"thrazischen Bogomilen"
und "Luziferianern" (S.274).
1228
6. Kreuzzug unter Friedrich II. für Jerusalem
-- und weitere Verhandlungen mit Regent
al-Malik al-Kamil (Haarmann, S.207)
-- Friedensvertrag im
Februar 1229 zwischen al-Malik
al-Kamil und Friedrich II. in Jaffa auf 10 Jahre
-- Al-Malik al-Kamil meint, Jerusalem werde keine
Stadtmauer mehr erhalten, denn die Franken werden anderes
zu tun haben... (Haarmann, S.207).
Friedrich II. zürnt
gleichzeitig dem "übermütigen Orden" THO
-- Vorwurf an den THO, dass der THO muslimische "Grössen"
und muslimische "Fürsten" in den Ordenshäusern aufnimmt
und in den Häusern die muslimischen Kulthandlungen
gestattet (S.295)
-- Friedrich II. darf aber nicht dagegen vorgehen (S.296).
1230
ab 1230 ca.
Der THO führt eigene Gefängnisse
und hat damit gegenüber seinen Rittern alle
Erpressungsmittel in der Hand (S.309).
1240
5.2.1244
Papst Innozenz IV.
verlangt die Nennung der Orden in seinen Beschlüssen
Innozenz IV. lässt beschliessen, dass die Orden in
Beschlüssen ausdrücklich genannt sein müssen, ansonsten
gelten Beschlüsse für die Orden nicht (S.292).
1250
Italien: Tod von
Friedrich II. und Zusammenbruch des Staufischen
Kaisertums in Italien und Deutschland
(DTV-Lex. Bd. 6, S.130).
ab 1250-er Jahre
THO: Die Aufnahme von Rittern ohne Probezeit wird
"normal"
-- da sonst die schweren Verluste nicht
ausgeglichen werden können
-- der Deutsche Orden bekommt 1256 von Papst Alexander
IV. sogar explizit die Erlaubnis, Ritter ohne
Probezeit aufzunehmen (S.299).
ab 1250 / nach dem "christlichen" Verlust von Damiette
Beginnende geistig-"christliche" Depression in Europa
z.B. ausgedrückt durch Troubadour Peirols,
der die allgemeine Stimmung in Europa repräsentiert: Er
wendet sich von den Kreuzfahrerstaaten ab mit Bemerkungen:
-- die Kreuzfahrerstaaten haben viele französische Könige
und spanische Fürsten das Leben gekostet
-- der Sultan mehrt seinen Ruhm durch Siege gegen Christen
-- das "Christentum" muss seine Grenzen erkennen
-- das "Christentum" ist nicht zur Weltherrschaft berufen
(S.270).
-- für die Niederlagen in Palästina sei das Papsttum mit
seiner Selbstsucht, seiner Ungeduld und mit seiner Gier
nach weltlichem Besitz verantwortlich
-- der Prophet Mohammed habe den Sieg
verdient (S.271).
ab 1250
Nun sind harte
Massnahmen gegen den THO möglich
weil der Papst mit Friedrich II. einen Gegenspieler
verloren hat (S.296).
ab 1250
Südfrankreich: Der THO ist immer noch beste Schutzadresse
und verspricht Vorteile im kirchlichen und
weltlichen Bereich. Die Leute flüchten zum THO, um Steuern
beim König nicht bezahlen zu müssen.
Die Kirchen melden das dem König, und es ergeht eine
königliche Verfügung: Dem THO wird verboten, Kirchenleute
in seinen Schutz aufzunehmen (S.284).
1255
Papst Alexander IV. hebt alle Erlasse gegen Orden auf
Alexander IV. erklärt alle Erlasse, die die
Rechte der Orden irgendwie beschneiden, für ungültig:
->> die Orden werden fast zu einem zweiten Papsttum
->> Bischöfe und Pfarrer suchen Rache gegen die
Orden (S.292).
26.7.1255
Papst Alexander IV.
beklagt Überfälle auf Tempelritter
Papst Alexander IV.
-- beklagt, dass einzelne Tempelritter überfallen und
geschlagen worden seien
-- die Verdächtigen sollen sich beim Bischof durch Eid
"reinigen" (S.292).
September 1255 ca.
Papst Alexander IV.
beklagt die Diskriminierung von Benutzern von
Ordensmühlen und Ordensbacköfen
Der Papst beklagt, Bischöfe hätten diejenigen
exkommuniziert, die Mühlen und Backöfen des THO benutzten.
->> die Ordensritter selbst sind in Gefahr, von den
Bischöfen exkommuniziert zu werden
->> Alexander IV. verbietet Bannsprechungen gegen
Menschen, die Einrichtungen des THO benutzen (S.292).
ab 1255 ca.
Papst-Mahnungen an
die Bischöfe, den THO nicht zu "benachteiligen"
-- die Päpste mahnen die Bischöfe immer wieder, vom
THO keinen Wucher zu verlangen
-- vom THO keine Abgaben am Ordensbesitz zu verlangen
-- dem THO beizustehen
-- die Gegner der Orden zu exkommunizieren
-- geistliche Gegner der Orden zu suspendieren (S.292).
-- Beschluss des Papstes, dass Erbschaften von
Ordensmitgliedern an den Orden fallen (S.292), ausser, die Erbschaft sei von anderen
Lehen abhängig (S.292-293).
8.4.1258
Papst Alexander IV.
entkräftet Präjudizien, wenn sie sich zum Nachteil der
Orden auswirken
(S.293)
1260
Ägypten gründet den Mamlukenstaat gegen die Mongolen
(Haarmann, S.222).
1265
Grosse Niederlage des Tempelherrenordens in Antiochien
Beklagen aus "christlicher" Sicht:
-- das Kreuz in Palästina wird den Betroffenen zur Last
-- Gott schützt scheinbar die Türken
-- Verlust von Caesarea
-- Verlust von Arsuf (S.272).
1265
Papst Clemens IV.
warnt den THO vor einer Untersuchung
(S.296).
8.9.1265
Papst Clemens IV.
erlässt ein Weiderecht für Ordenstiere auf allen Flächen
mit billigem Schadenersatz ohne Strafe (S.293).
1269
Der Hochmeister des
THO verrät den englischen Kriegsplan von Prinz Eduard an
die muslimische Seite
und so ist ein siegreicher "christlicher" Plan gegen
die Muslime vernichtet (S.281).
1270
Bündnis zwischen
König Eduard von England und den Mongolen gegen die
Muslime
scheitert 1271 kläglich (Haarmann, S.237).
Der THO soll den Angriff verraten haben (S.281).
[Es erscheint natürlich, dass ab diesem Zeitpunkt der
Koalition mit den Mongolen die arabische Seite kein
Erbarmen mehr mit "Christen" hat].
1272
Salzburger Konzil.
Beratungen über den THO und Hospitaliter-Reformen -
keine Reformen
Das Planspiel, den THO und die Hospitaliter zu einem
einzigen Orden zu verschmelzen nur mit Kampfauftrag ohne
Pflegeauftrag bleibt ohne Verwirklichung (S.296).
ab 1272
Der THO sieht sich
nun auch vom Papst bedroht
-- je mehr die "christlichen Besetzungen" im "Heiligen
Land" schrumpfen, desto weniger hat der Orden seine
Existenzberechtigung
-- für die Rechtstitel des THO ist keine Legitimität mehr
vorhanden (S.296).
[Nun hat auch der THO bald "ausgespielt"...]
1273
Papst Gregor X.:
Erneuter Plan der Verschmelzung von THO und Hospitaliter
für den Kampf im "Heiligen Land" (S.296).
1273-1291
THO-Hochmeister
Wilhelm von Beaujeu
-- Intrige gegen Boemund VII., um
Tripolis zu entreissen
-- die Intrige scheitert an Mutlosigkeit und irrigen
Umständen innerhalb der Ordenstruppen (S.281).
1280
Die "Edelleute" von
Kroatien rebellieren mit Unterstützung des THO gegen
Herzog Andreas
(S.285)
um 1280?
Gerücht: Der THO soll König Hugo III. von Zypern und Jerusalem an die Muslime verraten haben
->> König Hugo ist nicht mächtig genug,
den Orden zu vernichten
->> der THO wird immer unbeliebter (S.281).
23.10.1285
Papst Honorius IV. bestätigt alle Ordensprivilegien
-- alle Privilegien für Orden sind weiter
gültig, wenn sie bis 1285 auch noch nicht umgesetzt wurden
-- Appell zur Umsetzung (S.293).
1289
Papst Nikolaus IV:
Erneuter Plan der Verschmelzung von THO und Hospitaliter
für den Kampf im "Heiligen Land" (S.296).
1290
1290 ca.
Südfrankreichs Adel
ist immer noch mehrheitlich Anhänger der Albigenser
(S.307)
1291
Rauswurf der
"Christen" aus Akkon - Verlust vieler Dokumente der
Orden
Die Urkunden des THO scheinen für niemanden mehr
interessant und gehen zumeist verloren. Die Geschichte der
Kreuzfahrerstaaten ist betreffs der Orden nur schwer
rekonstruierbar (S.279).
Der THO findet sich auf Zypern unter Jacob von Molay: Der Untergang absehbar
-- der THO gelangt auf Zypern im Königreich
der Lusignans (S.296), Sitz
des Ordens wird Nicosia
-- Molay beklagt die Zustände im Orden
und prophezeit den Untergang des Ordens (S.309).
->> die Ausgaben für Palästina fallen weg: der THO
wird noch reicher, weil man kaum noch Aufwendungen hat,
keine Verteidigungsausgaben mehr (S.282)
->> kein Kampf gegen "Ungläubige" mehr (S.283)
-- das Geschäftsgebaren und das Expansionsgebaren des THO
ist nun ohne jede Begründung
-- die Anfeindungen vor allem aus dem "christlichen"
Europa nehmen zu, denn der THO entwickelt sich zu einer
absolut übermütigen Rittergenossenschaft
-- die Bevölkerungen in Europa beginnen sich, gegen den
THO zu wehren (S.283).
ab 1291
In Europa kommen
Gedanken auf zur Auflösung der Orden auf
(S.297)
1291-1307
Der THO steigert die
Zahl der Ordensmanoirs von 9000 auf 10'500
-- trotz Verlusts der Palästina-Gebiete
-- Einkünfte aus französischen Gebieten: 80'000 Lires
jährlich (S.282).
1292
Die Kreuzfahrerstaaten sind vernichtet -
zurecht, meinen grosse Bevölkerungsteile in Europa
-- die Vernichtung der Kreuzfahrerstaaten ist
gemäss weit verbreiteter Meinung in Europa eine göttliche
Fügung
-- sei eine Bestrafung der "entarteten Kirche", so Prutz
-- sei eine Züchtigung "der Christen für ihre Sünden"
-- die Türken zu bekämpfen wird als Wahnsinn bezeichnet
-- das "Christentum" sei nicht zur Weltherrschaft
auserwählt
-- Mohammed sei stärker als der "christliche" Gott
(S.272).
1294
Der THO auf Zypern:
kein Auskommen unter der Herrschaft der Adelsfamilie
Lusingnans
(S.296)
Ende 13. Jh.
Frankreich unter Philipp IV. dem Schönen wird vom THO gefährdet
Philipp bietet seinerseits dem THO keine
Basis für einen Hauptsitz an,
aber:
-- genau in Frankreich hat der THO "ungeheure
Liegenschaften"
-- und unerschöpflich scheinende Geldmittel
-- genau der THO könnte dem "aufstrebenden Königtum" in
Frankreich hinderlich werden
-- genau der THO ist bereits im Begriff, in Frankreich
Territorialmacht zu werden und das Königtum auszuhebeln
-- genau der THO bekommt eine "unübersehbar grosse [...]
Masse [von] Schenkungen, namentlich von bäuerlichem
Grundbesitz (S.283)
oo damit der Schenkende das
Seelenheil im Himmel erfahre
oo tatsächlicher Grund ist
aber, damit der Orden sie schütze (S.284).
1300
um 1300
Südfrankreich: Der THO hat eine ziemlich geschlossene Territorialmacht
->> ist ein Hindernis für die
Entwicklung der Krone im Sinne von Philipp dem Schönen
->> wenn der THO seinen Sitz nach Südfrankreich
verlegen sollte, will der Hochmeister Jacob von Molay
sicher kein Territorium abgeben (S.284).
1305 ca.
Papstanfrage von Clemens V. an den THO zur Abwehr der türkischen Heere
Papst Clemens V. fordert Hochmeister Jacob von Molay auf, nach Rom zu kommen
(S.284)
-- in geheimer Mission, nur in kleiner Begleitung
-- um die Abwehr türkischer Heere zu beraten (S.285).
1305 ca.
Umzug des THO von Zypern nach Südfrankreich
Unter Jacob von Molay zieht
der gesamten THO mit all seinem Besitz von Zypern in
Richtung Rom zur "päpstlichen Einladung". Der Papst plant
einen neuen Kreuzzug (S.297).
Molays Plan sieht aber anders aus. Er will den Sitz des
THO nach Südfrankreich verlegen und so vollendete
Tatsachen schaffen (S.297). Einen Kreuzzug soll es nicht
mehr geben.
Er lässt in Zypern den ganzen Konvent einschiffen
-- die 60 mächtigsten Ritter (S.285)
-- alle Ritter (S.283)
-- den Kapitalbesitz von 150'000 Goldstücken und 10 mit
Silber beladene Maulesel (S.283)
-- der gesamte Inhalt der Schatzkammer (S.285).
Dem Beobachter eröffnet sich der Eindruck, als wolle Molay
nicht mehr nach Zypern zurück (S.285). Molay segelt nicht
in Richtung Rom, sondern nach Südfrankreich, um einen
neuen Sitz für den THO zu eröffnen:
->> den Konflikt mit dem französischen Königtum
unter Philipp dem Schönen nimmt Molay in Kauf
->> auch der Konflikt mit der total papstfeindlichen
südfranzösischen Bevölkerung ist vorprogrammiert (S.297).
Philipp der Schöne
wird hart gegen den THO durchgreifen
-- die Motivation von Philipp dem Schönen gegen den
THO als Papstgünstling ist sehr gross
-- Philipp der Schöne hat auch Beweise für die
"Ketzerschaft" des THO
->> insofern wird Philipp der Schöne ein Vorkämpfer
des "rechten" Glaubens und der Kirche überhaupt
plus: Philipp der Schöne hat die Unterstützung des
gesamten Episkopats der Bischöfe
plus: Philipp der Schöne hat die Unterstützung der
"öffentlichen Meinung", den THO zu vernichten
plus: Philipp der Schöne kann den THO beerben (S.297).
1306 ca.
Philipp der Schöne leitet ein Verfahren gegen den THO ein
-- hinterlistig
-- gewalttätig (S.285), "ein Gemisch von perfider
Hinterlist und roher Gewalttägigkeit", von "schnöder
Habgier und kirchlicher Heuchelei" (S.286)
-- die Vernichtung des THO geschieht in einer politischen
Zwangslage (S.285), es ist eine politisch notwendige
Vernichtung (S.286)
-- es darf für den THO keine Möglichkeit geben, gegen den
König aktiv zu werden (S.285).
Das Verfahren zur Vernichtung des THO wird möglich
-- durch die kirchliche "Entartung" des Ordens
-- durch Verstrickungen des THO in "Ketzereien"
-- durch die hohe Ausnahmestellung, die dem Papsttum
selbst nicht mehr geheuer ist
-- durch die Feindschaft der Pfarrergeistlichkeit gegen
den THO, denn die Pfarrgeistlichen werden de facto
Bündnispartner von Philipp dem Schönen (S.286).
Alle diese Faktoren tragen zur reibungslosen Vernichtung
und zur Duldung der Vernichtungsaktion bei (S.286).
Frankreich: Massenverhaftung und Massenmord an den Ordensrittern des THO
-- Prozesse mit Folter
-- Exekution von Molay "und seinen Leidensgefährten"
(S.298)
-- z.T. Verbrennungen (Templerorden; In: DTV-Lex. Bd. 18,
S.132).
->> insofern wird Philipp dem Schönen
"masslose Despotie" und "finsteres Tyrannentum"
vorgeworfen
->> Gründung von Papstkommissionen (S.298).
1307-1311
(S.308); Prozess gegen den THO, vom Papst selbst geführt
-- 123 Artikel für die Verhöre
-- Bestätigung der Verfehlungen des THO
-- das Verschulden ist z.T. noch viel schlimmer als
angenommen
-- die Hauptschuld trägt der "leitende und tonangebende
Kreis im Orden"
-- alles Material dazu ist erhalten (S.298)
-- im Prozess um den THO 1307-1311 wird auch um arabische
Ausdrücke diskutiert, die sich im THO eingebürgert hatten
(S.404).
Anschuldigung, die
Sakramentalworte beim Abendmahl weggelassen zu haben
-- der THO hat das Abendmahl zum Brudermahl gemacht
-- manche Zeugen sagen, es sei Johannesevangelium I/11-14
gesprochen worden
-- schon bei der Aufnahme von Klerikern wurde manchmal
befohlen, beim Abendmahl die Worte "das ist mein Leib"
wegzulassen (S.301).
Der Vorwurf der "Ketzerei erscheint der Kirche für
gerechtfertigt (S.301).
Prozess in Lyon um
den THO
-- viele Angeklagte geben an, sie hätten "Jesus" nur
mit dem Mund, aber nicht mit dem Herzen verleugnet
-- andere geben an, sie hätten das Ritual der Einweihung
nur als "Probe" verstanden
-- die meisten aber geben an, der Orden habe das
Jesus-Dogma mit der Einweihung verlassen
-- ein Ordensoberer behauptet, das Kreuz wurde vom Orden
nur zur Kennzeichnung getragen, um nicht überfallen zu
werden
-- viele Ordensmitglieder sind innerlich gespalten und
suchen ihr "Seelenheil" in der Beichte bei anderen
Ordensgeistlichen (S.302).
Das Papstverhör in Tours
Es kommt folgendes heraus:
Hilferufe blieben
ungehört
-- viele THO-Angehörige, die kirchlichen Leuten die
Vorgänge im THO geschildert haben, fanden bei den
Kirchenleuten kein Gehör, es wurde ihnen nicht geglaubt
-- Leuten, die aus dem Orden geflohen waren, wurde auch
nicht geglaubt und mussten z.T. sogar Intrigen in der
Familie erleben, weil die Familie den Orden weiter in
Schutz genommen hat
-- einige Vorgesetzte getrauten sich nicht, die grausame
Einweihung vorzunehmen und verzichteten darauf (S.303)
Der THO hatte zwei
Götter
-- ein Gott war der Schöpfer des Geistes und des Guten
-- ein anderer Gott war der Gott der Materie, der das Böse
schafft
->> dies ist ein "dualistisches System"
->> "Jesus" ist für den THO ein "falscher Prophet"
->> entsprechend wurde das Kruzifix verhöhnt und
"Jesus" bei der Einweihung feierlich verleugnet
->> es gab keinen Kultus für einen oberen Gott, der
als unnahbar und unbegreifbar gelten sollte
->> es gab nur einen Kultus für den unteren Gott der
Materie:
-- der untere Gott galt als Idol, meist als jugendlicher
Kopf dargestellt
-- das Idol galt als Spender der Gesundheit, des
Reichtums, der Glücksgüter und der "Herrlichkeit der Welt"
-- das Idol galt als Spender der Fruchtbarkeit
-- "Jesus" war für den THO ein Betrüger, und er ist ja
auch gekreuzigt worden (S.304).
Insgesamt ist dies der gleiche Glaube wie der der
Katharer, aber mit Weiterentwicklungen. Am nächsten
verwandt erscheint die Lehre der thrazischen Bogomilen. Es
sind aber keine Wechselwirkungen zwischen den
verschiedenen Glaubensgruppen nachweisbar.
Die Bogomilen als
nächstverwandte Glaubensgruppe zum THO
-- sind "Doketisten"
-- ein unterer Gott ist der Sohn des oberen Gottes
-- der untere Gott wurde aus dem Himmel verjagt, hat sich
Erde und Menschen geschaffen und regiert mit Unterstützung
des Vater-Gottes
-- "Jesus" ist ein zweiter, jüngerer Sohn Gottes, somit
ist "Jesu" Menschwerdung zugelassen (S.304).
Die Luciferianer in
Mitteleuropa mit ähnlichen Bräuchen wie der THO
-- die Genitalien der Vorgesetzten werden an
"Einweihungen" geküsst
-- Verbreitung in Thrazien, Deutschland,
vom Rheinland bis zum Tirol,
in Österreich, Steiermark,
Böhmen, Brandenburg
(S.304)
-- krass materialistische Einstellung (S.304-305)
-- der Luciferianer-Orden verhöhnt offen jede Moral
-- der Luciferianer-Orden hat viele Parallelen zum Dogma
und zur "Sittenlehre" des THO
-- die Verbindung von Luciferianern zum THO ist aber nicht
nachweisbar (S.305).
1308
England:
Propagandaschrift an Eduard I. zur Wiederbelebung des
"Heiligen
Landes"
[der Verfasser der Propagandaschrift ist
nicht genannt]:
-- Appell zu erneuten Kreuzzügen mittels Enteignung des
THO und des Hospitaliter-Ordens
-- die Ritter sollen "Busse" tun: Man solle sie in
Zisterzienserklöstern internieren
-- die Ritter sollen das Essen selbst bezahlen, bis die
Ritter ausgestorben sein würden
-- die Zisterzienser sollen keine neuen Mitglieder
aufnehmen bis zum Tod des letzten THO-Ordensritters
(S.297).
1311
Aufnahme der
Ordensgeistlichen in die Kirche
Nach den Massenverhören werden die Ordensgeistlichen
mit der Kirche gemäss Prutz wieder "versöhnt" (S.301).
Der THO in anderen
Ländern
-- in Portugal bleibt der THO kirchlich orientiert und
steht in strenger Abhängigkeit zur Regierung
-- in Deutschland, Spanien und Italien ist kein Beweis der
Absplitterung, der "Ketzerei", vorhanden
-- in England finden Prozesse statt, die eigene
Kulthandlungen kaum ans Licht kommen lassen (S.309).
1312
Vienner Konzil: Papst Klemens V. löst den THO auf
"wegen Ketzerei und Nutzlosigkeit"
(Templerorden; In: DTV-Lex, Bd. 18, S.132).
Die Reste des THO
auf Zypern planen die Rebellion gegen den Papst mit
Söldnerheeren
aber der Plan wird nicht verwirklicht (S.285-286).
Gegen die Auflösung leisten der spanische und der deutsche
THO aber Widerstand (S.285)
ab 1312 ca.
Philipp der Schöne
wird despotisch
Die Barone rebellieren, aber der THO lässt die
Gelegenheit zum Sturz des Königs verstreichen. Die
Revolution gegen den Adel wäre jetzt schon möglich gewesen
(S.286).
ab
15. Jh.
Die spanischen Ritterorden bekriegen die Muslime in
Spanien
Die beiden spanischen Orden von Calatrava
und Alcantara werden Werkzeuge des
spanischen Königtums gegen die Muslime (S.276).
Der Orden von Calatrava wird im 15. Jh. mit der spanischen
Krone vereinigt (Calatrava, Orden von C.; In: DTV-Lex. Bd.
3, S.170).
Der Orden von Alcantara "bewährt" sich im Kampf gegen die
Muslime auf der iberischen Halbinsel, verliert erst 1873
seine Güter, wird 1875 aber wiederhergestellt (Alcantara,
Orden von A.; In: DTV-Lex. Bd. 1, S.102).
Der Deutsche Ritterorden
Polen: Der Deutsche Orden erliegt
den polnischen Anfeindungen
Der Ketzereivorwurf ist aber gemäss Prutz unbegründet
(S.276).
So einfach ist es aber nicht:
Ab 1291 Sitzverlegung von
Akkon nach Venedig, ab 1309 Sitz auf der
Marienburg, ab 1466 Sitz in Königsberg
(Deutscher Orden; In: DTV-Lex. Bd. 4, S.136).
Der Deutsche
Ritterorden vernichtet die Glaubensgemeinschaften
Osteuropas
Er führt einen vollendeten Krieg zur "Evangelisation"
in Osteuropa:
-- gegen die "heidnischen" Prussen, "vollendete Bekehrung"
1280
-- Litauen wehrt sich gegen die deutsche Ordensdiktatur
erfolgreich
-- 1308 besetzt der THO die Pommerellen
mit Danzig
-- 1346 Besetzung des bisher dänischen Estland
-- 1398 Besetzung von Gotland
-- 1402 Besetzung der Neumark.
Zu diesem Zeitpunkt hat das Herrschaftsgebiet des THO
seine grösste Ausdehnung.
[Ob diese ganze Aktion der Indianervernichtung ähnelt,
bleibt abzuklären. Die Spezialliteratur befindet sich
sicher in den Universitäts- und Seminarsbibliotheken für
Geschichte].
Das katholische
Polen beherrscht den Deutschen Ritterorden - Napoleon
hebt ihn auf - Neugründung in Österreich und Deutschland
Der Orden kultiviert Land, besiedelt das "neue Land",
so dass sich deutsche und prussische Bevölkerung
vermischen. 1386 vereinigen sich Polen
und Litauen, so dass das preussische
Gebiet umklammert wird. Niederlage 1410 bei Tannenberg.
1440 Zusammenschluss der Stände zum "Preussischen Bund",
die mit Anlehnung an Polen den Deutschen Orden 13 Jahre
lang bekämpfen.
1466 gewinnt der polnische König im 2.Thorner Frieden 1466
das Culmer Land, das Ermland mit Danzig, Elbing, Marienburg, der
Rest des preussischen Ordenslandes muss die Oberhoheit des
polnischen Königs anerkennen. Die Hochmeister bemühen sich
vergeblich um "Reichshilfe" gegen Polen.
[Nun wäre zu diskutieren, welche Gebiete ursprünglich wem
gehörten, wenn wir auf den Versailler Vertrag schauen...]
1809 hebt Napoleon den Deutschen Orden in
Deutschland auf. In Österreich wird der
Deutsche Orden 1834 wiederbelebt und hält sich nach 1919
als priesterlicher Zweig, von den Nationalsozialisten
unterdrückt; nach 1945 in Deutschland und in Österreich
wieder hergestellt mit Sitz des Hochmeisters in Wien
(Deutscher Orden; In: DTV-Lex. Bd. 4, S.137).